Violet Evergarden

Mir ist aufgefallen, wie still es doch in der Anime-Ecke geworden ist, eine unerträgliche Stille, die ich hiermit nun heute endlich durchbrechen werde. Für diesen Zweck habe ich mir einen Netflix-exklusiven Anime herausgepickt, was nicht verwunderlich ist, da Netflix nach wie vor großzügig in den Anime-Sektor investiert und das gar nicht mal so übel, wenn ich ehrlich sein darf. Violet Evergarden lief zwar schon zum Anfang dieses Jahres an, aber ihr kennt mich ja mittlerweile, um Chronologie mache ich mir nun wirklich keine Gedanken, also, da wir dies nun geklärt haben, auf auf!

Die Geschichte handelt von der ehemaligen Kindersoldatin Violet Evergarden, die nun als sogenannte AKORA (Autonome-Korrespondenz-Assistentin) ihren Weg auf eigenen Füßen zurück in die Gesellschaft zu finden. Während des Krieges verlor sie beide Arme, die nun durch eiserne Prothesen ersetzt worden sind, was sie jedoch nicht zu verkümmern scheint, da sie sich sowieso nur als „Werkzeug“ betrachtet und Leib wie auch Seele ihrem Major namens Gilbert verschrieb, der sich als Einziger für sie verantwortlich fühlte und in ihr ebenfalls als Einziger stets mehr als eine Kriegswaffe sah. Nach Ende des Krieges erwacht Violet also mit ihren frischen Prothesen im Krankenhaus, woraufhin sie vom ehemaligen Offizier Hodgins begrüßt wird, der wiederum Kamerad und zugleich ein alter Freund von Major Gilbert war. Von seinem alten Freund mit der Bitte vertraut, Violet nach Ende dieses Krieges in seine Obhut zu übernehmen in dem er ihr eine Stelle in seinem ebenfalls nach Ende des Krieges gegründeten Postunternehmen anbot. Nur unter einem Vorwand schafft es Hodgins, die völlig traumatisierte und ausschließlich den Major in ihrem Fokus habende Violet mit in den sich gerade erholenden Stadtstaat Leidenschaftlich mitzunehmen, um sie dort letzten Endes in die Gesellschaft reintegrieren zu können. Dies ist jedoch leichter gesagt als getan, denn für Violet bestand der Sinn ihres bisherigen Lebens ausschließlich im Töten und somit zeigt sie sich unfähig, Menschen, deren Verhaltensweisen und Gefühle auch nur ansatzweise verstehen zu können. Trotz alldem entscheidet sich die ehemalige Kindersoldatin dazu, eine AKORA zu werden, was jedoch gerade das Verstehen ihrer Klienten voraussetzt, für die sie schlussendlich die Briefe zu schreiben hat. Mit diesem Entschluss verfolgt sie allerdings auch nur eine ganz eigene Intention, nämlich die letzten Worte zu verstehen lernen, die der Major kurz vor ihrer fatalen Trennung an sie richtete: „Ich liebe dich“.

Meine Aufmerksamkeit erhielt Violet Evergarden das erste Mal, als ich einen der ästhetisch eindrucksvollen Trailer zu Gesicht bekam, die auf eine ziemlich hohe Animationsqualität schließen ließen. Von diesem äußeren Erscheinungsbild förmlichst verführt, genehmigte ich mir also die ersten Folgen und mit was mich da noch zu erwarten hatte, habe wohl selbst ich nicht gerechnet gehabt. Nachdem die Geschichte so langsam an Fahrt aufnahm und auch der Charakter der Protagonistin an Tiefe und Komplexität zu gewinnen schien, begann auch schon die Achterbahnfahrt der Gefühle, denn damit wurde in diesem Fall keineswegs gegeizt. Das gezielte Wecken von Emotionen ist aber nicht nur den wunderschönen Kurzgeschichten geschuldet, sondern wird vor allem auch von der schon gelobten, hochwertigen Animation gestützt, die jede noch so kleine, aber feine Geste unterstreicht und die Atmosphäre nur verstärkt. Es wurde hier ein immens hoher Wert auf die Detailarbeit gelegt, denn vor allem die macht letztendlich dieses atemberaubende Werk aus. Es handelt sich hierbei in erster Linie um ein Drama mit romantischen Aspekten und als solches spielt die Emotionalität sowieso eine primäre Rolle, aber den Zuschauer dabei noch auf eine solch rührende Reise mitzunehmen, schaffen nicht alle Vertreter des Genres auf eine so stets ins Schwarze treffende Art und Weise. Was soll ich sagen, es gibt so viel zu diesem Anime zu erzählen, aber Fakt ist, dass mich diese Paarung aus exzellenter Animation und herzergreifender Geschichte die eine oder andere Träne vergießen ließ und ich scheue mich nicht, dies noch einmal derartig hervorzuheben, da es nur nochmal bestätigt, was für grandiose Arbeit Kyoto Animation mit Violet Evergarden mal wieder geleistet hat. Ganz klare Empfehlung meinerseits, auch wenn man wie ich nicht unbedingt Fan des Genres ist lohnt es sich alleine schon für das Auge. Man sollte trotz allem keine Angst vor Gefühlen aufweisen, denn diese werden hier öfter als einem manchmal lieb ist auf die Probe gestellt. An dieser Kunst der feinen Detailarbeit könnten sich einige noch eine Scheibe abschneiden.

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